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20.12.2019
Stoppt den Größenwahn

Jeden Morgen fahre ich an dieser Forderung vorbei: „Stoppt den Größenwahn der USA!“ – das fordert ein Graffiti bei uns in Apolda. Wobei, Graffiti ist eigentlich zu viel der Ehre. Schmiererei trifft es eher. Dennoch bringt es mich allmorgendlich zum Grübeln. „Was ist eigentlich größenwahnsinniger: das Selbstbewusstsein der USA, die größte Militärmacht der Weltgeschichte – oder der Versuch, diese Militärmacht aufzuhalten, nachts mit einer Spraydose in Apolda?“
Träumerei hat sich gepaart mit Wut. Irgendwie rührt mich das. Und ich komme darauf, dass dahinter nicht Größenwahn steckt, sondern ein besonderes Level von Kindlichkeit.
Da wird mir sogar weihnachtlich zumute. Ist es nicht ganz ähnlich wie früher in Bethlehem? Damals, zu Weihnachtszeiten, da war es die römische Militärmacht. Vor der hatten sie alle Angst. Kein Präsident, sondern ein Kaiser spielte sich zum Gott auf. Aber Gott selbst, was macht der? Kommt er mit Macht, um den Größenwahn zu stoppen? Das einzige, was er den römischen Legionen entgegenstellt, ist eine Krippe mit Stroh darin und einem kleinen Baby. Eine ganz andere Logik.

Gott stellt eine selbstgewählte Ohnmacht gegen die Allmachtsphantasien von uns kleinen Geschöpfen.

Gegen Größenwahn hilft nicht Gewalt – sondern nur Demut. Hört auf, Stärke mit Stärke zu besiegen und Macht mit Macht. Sonst fängt man früher oder später nur selbst an, andere das Fürchten zu lehren. So denkt Pfarrer Gregor Heidbrink aus Apolda.


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