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23.05.2020
Tag des Grundgesetzes

Heute feiert das Grundgesetz Geburtstag. Die Frauen und Männer, die das Grundgesetz geschrieben haben, wären überrascht: Es erfreut sich immer noch guter Gesundheit und reger Anteilnahme. Genau genommen damals trafen sich im parlamentarischen Rat: 61 Männer, 4 Frauen und 2 ausgestopfte Giraffen. Denn im Naturkundemuseum war der größte unzerstörte Saal. Die Giraffen waren zu groß, man bekam sie nicht raus. Die Nazijahre lagen hinter uns. Deutschland hatte seine Kultur, seine Menschen verraten, seinen Gott verlassen. Es roch nach Krieg und Hunger. Aber das Grundgesetz begannen sie mit den Worten: „Im Bewusstsein der Verantwortung vor Gott und den Menschen…“ Erst also ein schrecklicher, nicht zu verzeihender Sündenfall. Und dann diese Worte: Verantwortung vor Gott. Nach (!) dem Sündenfall. Und gerade deswegen. Die Verantwortung vor Gott bleibt, auch wenn wir Gott verlassen haben. Verantwortung heißt abwägen, entscheiden. Keiner hat einen direkten Draht nach oben, dass man fragen könnte, wie es richtig ist. Man muss selbst tun. Und vertrauen, dass es richtig ist. Vielleicht liegt ja doch wieder Segen drauf. Zur Deutschen Einheit hat man die Einleitungsworte angepasst. „Verantwortung vor Gott“ blieb stehen. Manchem passt das nicht. Aber mit Gott ist es hier wie mit einer ausgestopften Giraffe. Schwer wegzuräumen. Aber lässt man sie stehen, gibt sie eine höhere Perspektive. Und zumindest eine Erinnerung, wo wir herkommen. Meint Pfarrer Gregor Heidbrink aus Apolda.


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