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30.01.2020
Überleben

Offiziell war es ein Kreuzfahrtschiff, und die Deutschen träumten, einmal mitzureisen. Die Wilhelm Gustloff. Im Krieg kam sie zu ihrer wahren Bestimmung: Lazarett und schwimmende Kaserne. Am 30. Januar 1945 sank die „Wilhelm Gustloff“. Ihr Name steht bis heute für den größten Alptraum der Seefahrt. Noch nie kamen bei einem einzelnen Schiffsunglück so viele Menschen ums Leben, wohl 9.000. Zertreten in Panik oder ertrunken in der Ostsee.
Nach wenigen Minuten im kalten Wasser hat man keine Chance mehr. 1239 haben überlebt. Aber was für ein Leben: Allein gelassen. Kinder ohne Eltern und Eltern ohne Kinder.
Mancher von den Geretteten hat es als Wink Gottes gedeutet, ein persönliches Wunder von oben. Das mag ein hilfreicher Gedanke sein, um neu anzufangen. Aber dieser Gedanke kann einen bitteren Beigeschmack kriegen. Im Rückblick taucht die Frage auf: Warum du? Und nicht die anderen? Und vor allem: Warum so wenige?
Fakt ist wohl, wir sind alle Überlebende des letzten Krieges – oder deren Kinder und Enkel.
Womit wir das verdient haben, und warum wir diejenigen sind, die leben sollten? Da bleibt Demut gefordert. Verdient haben wir es so wenig wie viele andere.
Eine Erklärung gibt es nicht, aber eine Verantwortung.
Unser ganzes, unwahrscheinliches Überleben auf diesem Planeten – Wir sollten alles tun, damit es möglich wird.
Meint Gregor Heidbrink Pfarrer aus Apolda.


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