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17.10.2017
Übers Wasser gehn

Letzte Woche waren Herbstferien. Was macht die Familie mit dem achtjährigen Leo? Ab ins Hallenbad. Die Eltern hängen schon auf den Saunaliegen ab, da ist Leo immer noch im Wasser. Irgendwann hat er genug, kommt raus, baut sich vor den Eltern auf und meint: „Ich habe geübt, übers Wasser zu gehen.“ „Ach ja“, meint darauf der Vater, „das kann nur einer, der fängt mit J an und hört mit s auf.“

Stoppen wir einen Moment, die Pointe kommt noch.

Die Geschichte hat ein Vorbild. Steht in der Bibel. Erzählt wird wie Jesus – fängt mit J an und hört mit s auf – mit seinen Leuten über einen See will: „Nehmt schon mal ein Boot, ich komme nach.“ Und später läuft er einfach über das Wasser zu dem Boot. Krass. Das findet Petrus, einer von den zwölf Jüngern, auch: „Hey, ich will das auch probieren.“ Darauf Jesus: „Mach doch.“ Das klappt sogar. Aber dann bekommt Petrus Schiss und – gluck, gluck – weg war er. So die Geschichte.

Zurück ins Schwimmbad. Leo steht also triefnass vor den Eltern und erzählt stolz, wie er geübt hat, übers Wasser zu gehen. Dann der Vater: Das kann nur einer, fängt mit J an und hört mit s auf. Darauf wieder der Sohn: „Waaaas, Jonas kann das schon?“ So heißt sein Freund. – An Jesus hat er mit keiner Silbe gedacht, die Geschichte kennt er gar nicht.

Leo, mein kleiner Freund, hätte ich doch nur Deinen Biss, auch das Aussichtslose zu versuchen. Ich habe mit jemandem seit Wochen nicht mehr geredet. Und jetzt habe ich Angst, ich gehe unter, wenn ich das Schweigen breche. Aber vielleicht trägt ja das Wasser, es käme auf einen Versuch an.

Einen guten Tag wünscht Ralf-Uwe Beck, evangelisch und aus Eisenach


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