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11.08.2021
Vom Glück

Bist Du glücklich? Das fragt in einem Roman von Erich Maria Remarque ein Mann einen anderen. Der antwortet mit einer Gegenfrage: Wie lange kann man auf einer Nadelspitze sitzen?

Warum sind wir, wenn wir einmal zufrieden sind, auch schon wieder unzufrieden? „Es gibt kein größeres Glück bei den Menschen, als sich zu freuen und sich’s gut gehen zu lassen“, heißt es in der Bibel. Aha. Das klingt nach: Hoch die Tassen, her mit dem Speck. Aber es geht noch weiter: „Jeder Mensch soll essen, trinken und glücklich sein als Ausgleich für seine ganze Arbeit“, steht da noch. Für seine ganze Arbeit. Nehmen wir es für all das, was Mühe macht, uns anstrengt. Das ist nicht nur die Arbeit mit den Händen und dem Kopf, es ist auch die Seelenarbeit. Wir sorgen uns – um uns selbst, um andere, haben Ängste, sind traurig, sehnen uns – manchmal nur nach einem Sommer, der nicht so verregnet ist wie dieser.

Und dann gibt es bei all dem, was uns belastet, diesen Moment, wo die Kinder zu Besuch sind und mit am Tisch sitzen, wo der Nachbar aus dem Krankenhaus entlassen wird und wir abends wieder für einen Plausch auf der Bank vorm Haus sitzen können, wo dann doch der Anruf kommt, auf den wir gewartet haben und der uns den Stein vom Herzen fallen lässt, wo eine Arbeit endlich erledigt ist, mit der wir uns gequält haben … Diesen Moment, den sollten wir nicht verpassen und es uns gut gehen lassen. Aber damit wir uns wirklich freuen können, meint das auch, es für diesen Moment auch gut sein zu lassen. Die Nadelspitze wird bald wieder zu spüren sein.

Einen guten Tag wünscht Ralf-Uwe Beck, evangelisch und aus Eisenach.


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