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20.11.2020
Vorfahrt für Kinder

Die Welt soll zu einem besseren Ort für Kinder werden. Das will die UN-Kinderrechtskonvention. Heute ist ihr internationaler Gedenktag. Kinder sollen nicht in Armut aufwachsen, gleiche Bildungschancen haben, sollen sich ausleben, mehr mitreden können … – und wo immer es Kollisionen mit anderen Interessen gibt, sollen Kinder Vorfahrt haben. Gut so.

Deutschland ist der Kinderrechtskonvention nach etlichem Zögern beigetreten. Friede, Freude, Eierkuchen? Mitnichten. Dort, wo ich zu Hause bin, begegnen mir jeden Tag Kinder und Jugendliche mit ihren Skateboards. Mitunter sind auch Ältere dabei, aber angefangen haben sie alle als Kinder. Sie brauchen glatte Flächen, Stufen, Kanten …, wo sie ihre Tricks üben können. Skatepark? Hier gibt’s keinen. So sind sie in der Stadt unterwegs – und geraten mit Sicherheitsdiensten aneinander, der Polizei, mit Anwohnern, Autofahrern.

Auf manche wirkt es bedrohlich, wenn da fünf Skater auf einen zurollen. Aber urteilen wir nicht zu früh, auch wenn wir kaum verstehen, was die da treiben. Sie sind sanft wie die Friedenstauben. Sie pflegen untereinander eine, ja, eine Kultur des Respekts. Es gibt keine Vorbehalte gegenüber Kleineren, alle werden geachtet. Skaten heißt, zu üben, zu scheitern, zu üben, zu scheitern. Und wenn jemand den Trick nach 732 Mal immer noch nicht steht, gibt es keine Häme, keinen Spott. Aber alle freuen sich mit, wenn es beim 733. Mal endlich klappt. Hier üben Kinder nicht nur skaten, sondern Gemeinschaft. Davon können wir viel lernen, wir müssen uns nur raushalten – und ihnen nur die Vorfahrt lassen.

Einen guten Tag wünscht Ralf-Uwe Beck, evangelisch und aus Eisenach.


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