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28.08.2022
Wenn Gnade vor Recht ergeht

„Na, da lassen wir mal Gnade vor Recht ergehen,“ hat mein Mathelehrer nach der Prüfung zu mir gesagt. Damals, nach dem Abi. Offenbar hat er noch irgendwo ein Pünktchen gefunden, das mir die schlechtere Note erspart hat. So glücklich war ich damals, denn mit Mathe stand ich auf Kriegsfuß. Hatte viel gelernt für die Prüfung und es trotzdem vermasselt. Offenbar hatte mein Lehrer mein Bemühen gesehen und ein Auge zugedrückt.

Gnade vor Recht ergehen lassen. Was für ein schöner Gedanke. Dabei ist Gnade ein Wort, dass in unserer Alltagssprache kaum noch vorkommt. In der Kirche schon. Na klar, klingt ja auch ein bisschen altmodisch, oder? Hauptsächlich von Gottes Gnade ist da die Rede. Und die ist groß.

Und absolut zeitgemäß, finde ich. Viele wichtige Dinge im Leben kann man sich nicht verdienen. Keine Freundschaft, keine Liebe. Da kann man nur staunen und dankend annehmen. In aller Bescheidenheit. Luther sagt dazu ein anderes schönes Wort: demütig.

„Den Demütigen gibt Gott Gnade“, heißt es im Bibelwort für diese Woche. Demütig sind die, die um ihre Fehler wissen, sie sich eingestehen, den Mut zum Bekennen und Verändern haben. Dann steht der Buchstabe des Gesetzes nicht mehr über allem, dann kann auch Gnade vor Recht ergehen.

Mit Fehlern leben, aus ihnen lernen und auf Gottes Gnade vertrauen – das ist ein gutes Motto zum Leben.

Einen gesegneten Sonntag! Cornelia Biesecke, Eisenach, evangelische Kirche


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