Urlaub hat ja viele positive Aspekte. Einer der besten ist es, Zeit zu haben. Ich mag es sehr, im Urlaub die Uhr abzulegen. Wir stehen auf, wenn wir ausgeschlafen haben, wir frühstücken in Ruhe, wir tun, was wir mögen, wir essen, wenn wir Hunger merken.

Die Uhr ist nicht die Herrscherin über die Zeit.

Wir schauen auch nicht dauernd aufs Handy, ob die Zahlen sagen, wir sollten jetzt Hunger haben, sondern wir fragen unseren Bauch. Und wenn der sagt: nein, dann nein.

Alle Tiere leben ohne Uhr, alle Pflanzen. Und doch wissen sie gut, wann es Zeit ist, die Blüten zu öffnen. Sie merken auch, wann Regen kommt, und verschließen sich. Und die Vögel suchen sich Unterschlupf.

Die Natur ist genial. Urlaub ist auch eine Gelegenheit, das zu beobachten.

Kinder lernen früh, was es bedeutet, wenn der große Zeiger auf der zwölf steht, der kleine auf der neun. Aber lernen sie auch, wann es Zeit ist, sich zurückzuziehen?

Jegliches hat seine Zeit, singen die Puhdys. Und zitieren damit die Bibel. Buch des Predigers. Wir können nicht eingreifen. Nur laufen lassen. Und innerlich wach bleiben, damit wir merken, wann es Zeit ist, ausgiebig traurig zu sein oder einen Baum zu pflanzen – oder zu tanzen.

Ulrike Greim, Erfurt, Evangelische Kirche