PM 90 | 16.07.2008
Ausstellung in Thueringer Staedten soll ueber ein Tabuthema aufklaeren

Judenhass gab es auch in der DDR
Ausstellung in Thüringer Städten soll über ein Tabuthema aufklären

Eine Ausstellung über Antisemitismus in der DDR wandert in den nächsten Wochen durch Thüringen. Die Schau mit dem Titel „Das hat es bei uns nicht gegeben“ ist vom 17. bis 25. Juli in der Christuskirche Hildburghausen und vom 28. Juli bis 5. August in der Johanniskirche Schleusingen zu sehen. In Hildburghausen gehört zum Rahmenprogramm ein Vortrag von Katrin Göring-Eckardt. Die Vizepräsidentin des Bundestages spricht am kommenden Montag (21. Juli, 17 Uhr) in der Christuskirche über das Thema „Antisemitismus – gestern und heute“.

Die Ausstellung ist eine Leihgabe der Berliner Amadeu Antonio Stiftung. Sie zeigt die Ergebnisse der Recherchen von 76 Jugendlichen, die in acht ostdeutschen Städten zum Thema geforscht hatten. Unter anderem fragten Mitglieder der Jungen Gemeinde Jena, wie in der DDR der Umgang mit jüdischen Friedhöfen erfolgte, was in der Regionalzeitung über Israel stand und wie öffentlich an die Opfer des Nationalsozialismus erinnert wurde. Die Ergebnisse sind erschreckend. So wurden Juden während der Stalin-Ära in der DDR erneut verfolgt und einer „zionistischen Verschwörung“ angeklagt. Mehrfach wurden jüdische Friedhöfe geschändet, antisemitische Schmierereien waren keine Seltenheit.

„Erinnerung ist wichtig. Wir werden nur dann sensibel für heutige Andeutungen von Antisemitismus, wenn wir uns mit der Vergangenheit beschäftigen“, sagt Superintendent Michael Kühne, der die Ausstellung für Hildburghausen organisiert. „Viele denken, die DDR war tatsächlich ein komplett antifaschistischer Staat. Dass das nicht stimmt, zeigt sich erst, wenn man die Vergangenheit aufarbeitet“, betont Reinhard Hotop, Sprecher des Bündnisses gegen Rechtsextremismus aus Schleusingen.

Ein Hintergrund für das Erarbeiten der Ausstellung war die Frage, woher Rechtsextremismus in den neuen Bundesländern kommt. Nach Ansicht der Organisatoren sind die Ursachen nicht nur im sozialen Kontext zu finden, sondern sie sehen auch einen Grund darin, dass der Osten Deutschlands Teil des nationalsozialistischen Täterlandes war. Die DDR habe sich nicht mit diesem Erbe auseinandergesetzt, sondern die Bevölkerung zu einem Volk von Antifaschisten erklärt, heißt es im Begleitmaterial zur Ausstellung. Die Vergangenheit sei in der Regel nicht aufgearbeitet worden und „der Bodensatz des Antisemitismus“ unangetastet geblieben. „Bis heute hält sich der Mythos, es hätte in der DDR keinen Antisemitismus gegeben“, so die Stiftung.

Die Ausstellung kann in der Christuskirche Hildburghausen vom 17. bis 25. Juli zu den Kirchenöffnungszeiten täglich von 14 bis 16 Uhr besichtigt werden. Für Gruppen sind nach Anmeldung (Tel. 03685-706602) auch andere Zeiten möglich. In der Johanniskirche Schleusingen ist die Ausstellung vom 28. Juli bis 5. August von 10 bis 12 und 14 bis 17 Uhr geöffnet.

Die Ausstellung im Internet: www.projekte-gegen-antisemitismus.de

Bei Rückfragen:
Für Hildburghausen Michael Kühne, 03685-706602
Für Schleusingen Reinhard Hotop, 036841-42152


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