PM 64 | 19.05.2006
Bischof Kaehler zu dem Film Sakrileg

Bischof Kähler zu dem Film „The Da Vinci Code - Sakrileg“

„Ein Thriller, mehr nicht“ – so lautet die Einschätzung von Christoph Kähler, Landesbischof der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Thüringen, nach einem Kinobesuch am gestrigen Abend zu dem Film „The Da Vinci Code - Sakrileg“.

Die in der Romanvorlage für den Film von Autor Dan Brown aufgestellte Behauptung, Jesus sei mit Maria Magdalena, einer seiner Anhängerinnen, verheiratet gewesen und dieses Geheimnis sei 2000 Jahre lang geheim gehalten worden, sei historisch nicht belegbar und extrem unwahrscheinlich. „Wir kennen nur die Umrisse des Lebens Jesu von Nazareth, aber was wir wissen, ist gut erforscht und abgesichert. Die Theologie ist eine Wissenschaft und gerade keine Geheimniskrämerei. Wir wissen ganz sicher, dass Jesus aus einer Zimmermannsfamilie stammt, Geschwister hatte, selbst Handwerker war und sich neben dem Broterwerb intensiv dem Studium der heiligen Schriften gewidmet hat. In seinen letzten Lebensjahren hat Jesus als Wanderprediger gewirkt und eine jüdische Glaubensbewegung ins Leben gerufen“ , so Kähler, der bis zu seiner Berufung als Landesbischof als Professor für Neues Testament an der Leipziger Universität gearbeitet hat.

Gesicherte Belege, die Auskunft über eine oder gar mehrere Partnerschaften geben könnten, gebe es nicht. Ein unverheirateter Mann sei zwar ungewöhnlich für das damalige Judentum gewesen, nicht jedoch für einen Reformer, der sein Leben dem Glauben gewidmet habe. „Wir kommen dem Leben Jesu am nächsten, wenn wir verstehen, dass er aus den gängigen Mustern seiner Zeit ausgebrochen ist.“

Die Schwierigkeit bei der Erforschung des Lebens Jesu liege darin begründet, dass Jesus selbst keine Zeugnisse hinterlassen habe. Die vier Evangelien im Neuen Testament erzählen von Jesus jeweils aus einer anderen Sicht, haben aber nicht den Anspruch, historische Dokumente zu sein. Sehr viele Kenntnisse gebe es jedoch über das Judentum zur Zeit Jesu und die damaligen Reformbewegungen. „Jesus hat im Judentum seiner Zeit viel Wirbel verursacht und sich gleichzeitig gegen andere Reformgruppen abgegrenzt. So wissen wir , dass er anders als die Gruppe der Zeloten einen Aufstand gegen die Römer abgelehnt und Gewaltfreiheit gepredigt hat. Er hat aber auch keinen Rückzug aus der Welt gewollt, wie etwa die Essener. Er hat sich mit den Pharisäern angelegt, weil er keinen Menschen ausgrenzen wollte. Hierin war Jesus radikal“, so Kähler.

Angesichts der knappen Kenntnisse über das Leben Jesu dürfe aber nicht das Kind mit dem Bade ausgeschüttet werden: „Jesus hat gelebt, das ist unbestritten. Seine Botschaft hat die Menschen zu seiner Zeit aufgewühlt und sie wirkt bis heute. Gott sei Dank.“ Der Film benutze, was Christen heilig ist und mache daraus eine Art eigene Religion. „Der historische Befund allein begründet keinen Glauben. Die Entscheidung, an Jesus als Gottes Botschafter zu glauben, ist eine Entscheidung auf gutem Grund.“

Bei Rückfragen: Ralf-Uwe Beck, 03691-212887 oder 0172-7962982


Bleiben Sie mit unseren Newslettern auf dem Laufenden.

Hier Abonnieren

Die besten News per E-Mail - 1x pro Monat - Jederzeit kündbar