PM 101 | 14.08.2008
Ordinationsjubilaeum wird in Eisenach gefeiert

Ordinationsjubiläum wird in Eisenach gefeiert
Erinnerung an Wegelagerer im Grenzgebiet, Besuche in Tansania, Angst vor Panzern, Auftritte mit der Drehorgel und Bekehrung in der Gefangenschaft

Das Ordinationsjubiläum der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Thüringen wird am kommenden Sonntag (17. August, 9.30 Uhr) in der Eisenacher Georgenkirche mit einem Gottesdienst mit Abendmahl gefeiert. Erwartet werden vierzehn Theologen, die vor 50 Jahren ordiniert wurden und sieben Theologen, deren Ordination 40 Jahre zurück liegt. Damit haben die meisten Jubilare ihre Teilnahme zugesagt. Den Gottesdienst wird der Vertreter von Landesbischof Christoph Kähler, Oberkirchenrat Hans Mikosch, halten. Im Anschluss treffen sich die Jubilare im Hotel „Haus Hainstein“ in Eisenach.

Die Theologen treffen sich genau 50 Jahre nach ihrer Ordination durch Bischof Moritz Mitzenheim am 17. August 1958. Ihren ersten Einsatzort hatten sie damals zugewiesen bekommen. Die Landeskirche war sehr froh über jeden neuen Pfarrer, denn nach dem Krieg waren zahlreiche Stellen unbesetzt. Viele der Ordinanden treffen sich nach 50 Jahren das erste Mal wieder und sind sehr gespannt auf den Austausch mit ihren ehemaligen Wegbegleitern. Dabei wird es viel zu erzählen geben.

So erinnert sich Pfarrer Winfried Treff genau an seine erste Pfarrstelle in Westhausen im Landkreis Hildburghausen. Freiwillig wäre er sicher nicht in das Sperrgebiet der DDR gegangen. Familie Treff durfte dort nur noch Besuche von nahen Verwandten empfangen. Dafür mussten Passierscheine beantragt werden, so dass kurzfristige Einladungen gar nicht möglich waren. Unvergessen bleiben dem Pfarrer auch die Kontrollen durch Grenzer, wenn er in seinen Gemeinden unterwegs war. „Wir nannten sie die Wegelagerer“, erzählt der 77-Jährige, der heute in seinem Geburtsort Bad Salzungen lebt.

Ernst Büttner war zunächst als Vikar in Gaberndorf bei Weimar und später 22 Jahre im Luthersprengel in Jena tätig. Dort war er einer der Initiatoren für den Bau des Lutherhauses. 1986 ist er als Superintendent nach Eisfeld gewechselt. Sein großer Traum war es immer gewesen, als Missionar nach Tansania zu gehen. Nach der Wende konnte er die Partnerschaft mit der Kirche des afrikanischen Landes mit gestalten und reiste drei mal in die Arusha-Diözese. Außerdem übernimmt er mit 74 Jahren immer noch Gottesdienste in Jenaer Pflegeheimen. „Die Ordination war für mich sehr wichtig und ich fühle mich der Beauftragung durch die Kirche bis heute verpflichtet, betont Büttner.

Eckardt Hoffmann ist als Dank für seine aktive Rolle während der friedlichen Revolution zum Ehrenbürger der Stadt Gotha gewählt worden. Sehr früh hatten in der Augustinerkirche in Gotha Friedensgebete statt gefunden und am 27.Oktober waren etwa 25 000 Menschen zu einer Großkundgebung in der kleinen Stadt zusammen gekommen. Hoffmann hatte als Superintendent moderierende Aufgaben übernommen. „Das war damals nicht ungefährlich“, erinnert er sich. Wie er erfahren hatte, waren in der NVA-Kaserne Panzer aufmunitioniert worden, die Kampftruppen standen in Alarmbereitschaft. Auch bei weiteren Aktionen wie der Besetzung der Stasi-Zentrale ging es brisant zu, erzählt der Mitgründer des Gothaer Bürgerkomitees. Für zwei Legislaturperioden war er dann politisch im Stadtrat aktiv. Vor seiner Gothaer Zeit hatte Hoffmann eine Pfarrstelle in Saara im Altenburger Land. Seine guten Erfahrungen mit einem Teampfarramt für die Betreuung von 35 Dörfern sollte er später in einem Projekt zum Gemeindeaufbau für das Pastoralkolleg weitergeben. Außerdem hatte der heute 74-Jährige als Vorsitzender des Thüringer Mädchenwerkes gearbeitet.

Der Eisenacher Christian Trappe ist bekannt als Drehorgelspieler, der mit seiner Musik Gelder für die Spendenaktion „Brot für die Welt“ sammelt. Außerdem engagiert er sich für den Eisenacher Eine-Welt-Verein. Trappe hatte seine erste Pfarrstelle in Tüttleben bei Gotha und war dann als Stadtjugendpfarrer in Erfurt tätig. Es folgten leitende Tätigkeiten beim Jungmännerwerk und im Gemeindedienst der Thüringer Landeskirche. Der Kirchenrat im Ruhestand hat an zahlreichen kirchlichen Projekten mitgearbeitet. So war er in der missionarischen Arbeit aktiv, hat erstmals Kindergottesdienst-Helfer zusammen geführt und das erste Handbuch für Kirchenälteste in Auftrag geben. In seiner Zeit beim Gemeindedienst war ihm das Engagement für die Ehrenämter der Kirche besonders wichtig gewesen.

Hans-Joachim Wuth ist mit 86 Jahren der Älteste aus dem Ordinations-Jahrgang. Der gelernte Kaufmann hatte sich nach dem Krieg zu einem Theologie-Studium entschieden. Ausschlaggebend war seine Gefangenschaft bei den Amerikanern. Ein bekennender katholischer Christ hatte bei ihm für einen Gesinnungswechsel gesorgt. Im Glauben fand er „neuen Halt und ein völlig neues Bewusstsein“, erzählt Wuth. Nach einem Einsatz in Gößnitz war er 23 Jahre bis zu seinem Ruhestand in Pönitz tätig. „Eine wunderbare Zeit“, erinnert er sich.

Hintergrund: Eine Ordination überträgt Theologen auf Lebenszeit das Recht und die Aufgabe, öffentlich zu predigen, das Abendmahl auszuteilen und zu taufen. Gleichzeitig müssen sich die Berufsanfänger verpflichten, das Beichtgeheimnis und die seelsorgerliche Schweigepflicht zu wahren.

Hinweis an die Redaktionen: Falls Sie weitere Informationen wünschen, können wir den Kontakt zu den Jubilaren vermitteln. Aus fast allen Thüringer Regionen werden sie nach Eisenach anreisen. Ab Sonntag nachmittag finden Sie ein Gruppenfoto von den Teilnehmern des Treffens zum Download unter www.ekmd-online.de, Rubrik „Aktuell und Presse“, Verzeichnis „Pressematerial“.

Bei Rückfragen: Susanne Sobko, 0171-5459194


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