PM 79 | 14.06.2005
Traumatisierte Fluechtlinge Tagung der Evang Akademie mit IPPNW

Traumatisierte Flüchtlinge im Spannungsfeld zwischen Medizin und Justiz
Tagung der Evangelischen Akademie Thüringen mit IPPNW vom 3.-5.9.

Der Rolle von psychischen Traumatisierungen in Asylverfahren geht eine Tagung der Evangelischen Akademie Thüringen gemeinsam mit dem IPPNW und der Neuen Richtervereinigung am kommenden Wochenende (3.-5.9.) in Neudietendorf nach. Hintergrund für die Tagung ist der bundesweit von Justizbehörden immer wieder angezweifelte Stellenwert medizinischer Gutachten über psychische Traumatisierungen bei Flüchtlingen. Als traumatisiert gelten Flüchtlinge, die an den psychischen Folgen von Folterungen und Misshandlungen, Vertreibung und der miterlebten Ermordung naher Angehöriger leiden.

„Wir wollen mit der Tagung die Gespräche zwischen Medizinern und Juristen befördern“, formuliert Dr. Thomas Seidel, Direktor der Evangelischen Akademie, das Ziel der Tagung. Die derzeitige Diskussion sei von gegenseitigen Unterstellungen geprägt. So würde den Medizinern vorgeworfen, Traumatisierungen bei Flüchtlingen zu dramatisieren, um deren Bleiberecht zu erwirken. Den Juristen würde dagegen vorgehalten, ethische Grundsätze zu missachten. „Das Spannungsfeld zwischen Medizin, Asyl- und Ausländerrecht kann auf Kosten der traumatisierten Flüchtlinge gehen.“ So bestehe bei einer Traumatisierung beispielsweise die Gefahr, dass eine drohende Abschiebung erfahrenes Leid wieder unmittelbar gegenwärtig mache und so die psychische Belastung noch zunehme. Defizite sehen die Veranstalter auch in politischen Vorgaben. So werde die Entscheidung, was einem Flüchtling bei drohender Abschiebung zuzumuten ist, nach einem Beschluss der Innenministerkonferenz vom Dezember 2002 auf dessen Flugreisetauglichkeit und Transportfähigkeit reduziert.

Zu der Tagung, zu der bereits mehr als 70 Anmeldungen vorliegen, werden Referenten aus ganz Deutschland erwartet, darunter mehrere Verwaltungsrichter, Mediziner und Psychologen, sowie Vertreter von Ausländerbehörden und Zentren für Flüchtlingshilfe.

IPPNW – Internationale Ärzte gegen den Atomkrieg, gegründet 1980 von russischen und amerikanischen Kardiologen. Die deutsche Sektion hat sich 1982 konstituiert; sie ist mit rund 8.000 Mitgliedern die größte berufsbezogene Friedensorganisation in Deutschland. IPPNW erhielt 1985 den Friedensnobelpreis. www.ippnw.de

Neue Richtervereinigung e.V. - Zusammenschluss von Richterinnen und Richtern, Staatsanwältinnen und Staatsanwälten. Der Verein tritt unter anderem für die Freiheitsrechte der Bürger, soziale Gerechtigkeit und den Schutz von Minderheiten ein. www.nrv-net.de

Evangelische Akademie Thüringen - als Einrichtung der Thüringer Landeskirche 1947 gegründet; versteht sich als Begegnungsort und Forum für die Diskussion von Grundfragen des Menschseins und von aktuellen Themen.

Das komplette Tagungsprogramm finden Sie im Internet: www.ev-akademie-thueringen.de

Bei Rückfragen:
Dr. Thomas Seidel, 036202-984 0 oder 0172-4573708


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