PM 30 | 06.06.2005
Was bedeutet Pfingsten fuer mich

Bischof Axel Noack, Evangelische Kirche der Kirchenprovinz Sachsen
Der Glaube an Gott braucht gute Gründe und festen Boden. Jesus Christus ist für uns ein solcher Grund des Glaubens. Er ist Gottes Wort an uns Menschen.

Zwei Bischöfe und ein Kirchenpräsident antworten

Bischof Axel Noack, Evangelische Kirche der Kirchenprovinz Sachsen
Der Glaube an Gott braucht gute Gründe und festen Boden. Jesus Christus ist für uns ein solcher Grund des Glaubens. Er ist Gottes Wort an uns Menschen. Allerdings: Gute Gründe gibt es viele, ohne dass ich mein Leben danach richte. So ist das auch mit dem Glauben. ”Ich glaube, dass ich nicht aus eigener Vernunft noch Kraft an Jesus Christus, meinen Herrn, glauben oder zu ihm kommen kann”, stellt Martin Luther im Kleinen Katechismus nüchtern fest. Hier ist der Ansatzpunkt für das Pfingstfest: Die Freude darüber, dass Gott mich und andere durch seinen Heiligen Geist anstößt und dafür begeistert, die guten Gründe des Glaubens für mein Leben zu übernehmen und es zu lernen, Gott zu vertrauen.
Darüber hinaus will er mich – auch in schwierigen Zeiten und über manchen Zweifel hinweg – im Glauben erhalten, ”gleichwie er die ganze Christenheit auf Erden, beruft, sammelt, erleuchtet und heiligt und bei Jesus Christus erhält”.
Der gute Geist Gottes ist also eine wichtige Hilfe zum Glauben und damit zum Leben in dieser Welt.

Bischof Leo Nowak, Bistum Magdeburg
Pfingsten hat für mich im wahrsten Sinn des Wortes etwas mit ”Begeisterung” zu tun. Begeisterung ist etwas, das uns leider allzu häufig fehlt. Eher kritisieren wir, oft natürlich zu Recht, was uns nicht passt. Oder viele Menschen haben resigniert, weil die Bedingungen wirklich nicht einfacher geworden sind: in der Arbeitswelt, in der Schule aber auch im Feld zwischenmenschlicher Beziehungen. Ohne Begeisterung fehlt, uns ein wichtiges Stück Lebenskraft und Lebensmotivation.
Pfingsten erinnert daran, dass Gott die Menschen nicht allein lässt. Mit seinem Geist schafft er eine Atmosphäre, die dem Leben aufhilft, die Mut und Zuversicht gibt. Diese Zuversicht hat ihren Grund im Vertrauen auf Gott selbst, der uns in Jesus Christus begegnet ist. Der, so glauben wir, lebt und unter uns wirksam sein will. Sich darauf einzulassen, dazu lädt Pfingsten ein.

Kirchenpräsident Helge Klassohn, Evangelische Landeskirche Anhalts
Pfingsten feiern wir die Tatsache, dass es Kirche gibt. Das ist keine Selbstverständlichkeit. Durch die Wirkung des Heiligen Geistes wird wie am Anfang aus einer versprengten Schar von enttäuschten und unsicheren Jesus-Anhängern eine lebendige Gemeinde von Christuszeugen. So wirkt immer wieder Kirche durch die Gegenwart Jesu Christi mit seinem Geist mitten im Alltag der Welt. Die Dynamik dieser Wende aus der Resignation in die Freude am Christuszeugnis kommt aus dem Gottesgeist, der sich in den Schwachen, Müden und Gestressten als kräftig erweist. So zeigt sich der im Alltag zu Tode gemarterte Jesus Christus im begeisterten und geistvollen Zeugnis seiner Gemeindeglieder als der Lebendige. Dann geht dieses Zeugnis auch den Menschen "durchs Herz".
Gottes Reich bleibt der Welt im geistvollen Wort vom auferstandenen Menschensohn Jesus Christus gegenwärtig. Die Erde ist dem Himmel nah, wenn dieses Wort den Menschen in Zeugnis und Dienst der Kirche nahe kommt. Dann ist jeder Einzelne und jede Einzelne "unmittelbar zu Gott". Die Gemeinschaft, die Jesus Christus mit der Kirche in der Welt stiftet, gibt der Liebe Raum und ermutigt den Glauben. Darauf setze ich meine Hoffnung. Der Heilige Geist ist kein Skeptiker, sondern ermutigt uns zu einer hoffnungs- und verheißungsorientierten und nicht zu einer mangelorientierten kirchlichen Arbeit.

Stichwort Pfingsten:
Mit dem Pfingstfest endet im Kirchenjahr die österliche Festzeit, nämlich genau 50 Tage nach Ostern, nach dem Fest der Auferstehung Jesu von den Toten. Das Wort Pfingsten leitet sich von pentekoste ab, dem griechischen Begriff für fünfzig. Nachdem Jesus zu dieser Zeit, also 50 Tage nach seiner Auferstehung, bereits nicht mehr unter seinen Freunden weilte, sondern laut Bibel aus unserer Welt zu Gott heimgekehrt war, wurde er nun in ganz neuer Weise in der Welt gegenwärtig: Völlig unerwartet spürten die Menschen, mit denen Jesus zuvor zusammen gelebt hatte, jetzt seine Gegenwart. An diesem Tag erhielten sie den Heiligen Geist, berichtet die Bibel am Anfang der Apostelgeschichte, und begannen die Taten Jesu zu verkünden. Von da an zogen sie hinaus in die Welt und erzählten den Menschen von dem, was sie erfahren hatten. Pfingsten gilt darum als Geburtstag der Kirche. Den Heiligen Geist, die Kraft, die sie dazu antrieb, verstanden die ersten Christen und verstehen die Christen bis als schöpferische Kraft, durch die Jesus in der Welt ist. Künstler stellen den Heiligen Geist oft als weiße Taube dar. Mehr zu Pfingsten: www.heiligenlexikon.de
      

Magdeburg/ Dessau – 4. Juni 2003


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