12.08.2016
Offene Kirche?

Sind wir eine Offene Kirche oder öffnen wir nur unsere Gebäude?

Seit der Herbstsynode 2015 denken wir in der EKM aktiv darüber nach, viele unserer 4031 Kirchen und Kapellen (zumindest)  tagsüber zu öffnen. Nicht nur während Gottesdiensten, sondern auch zu anderen Zeiten sollen sie für Menschen auf der Suche nach geistlicher Einkehr zugänglich sein. Auch Touristen oder Menschen, die in der Nähe der Kirche arbeiten, haben so eine Chance, das Gebäude zu erleben und auf sich wirken zu lassen.

Kritiker fragen gleich, wie man mit Diebstahl und Vandalismus umgehen soll, Befürworter antworten, dass man wertvolle Kunstschätze natürlich schützen/wegräumen muss und notfalls eine (ehrenamtliche) Aufsicht die Kirche bewachen muss.

Das sind natürlich gute Ansätze, aber noch schöner wäre es doch, wenn man keinen Schutz für die toten Güter bereitstellen würde, sondern die offene Kirche als Chance betrachten würde. Vielleicht hat die Person, die "auf die Kirche aufpasst" ja Lust, das als offene Gebetszeit zu sehen und bewusst in Gottes Gegenwart zu verweilen statt die Zeit als lästige Aufgabe griesgrämig abzusitzen. Vielleicht sucht man auch bewusst Menschen, die gerne auf Besucher zugehen und Geschichten zur Kirche, den Fensterbildern oder der geistlichen Geschichte der Ortsgemeinde erzählen können (wenn die Besucher das denn hören wollen). Vielleicht findet auch in der Gemeinde ein Umdenken statt und man beginnt, die Kirche als Treffpunkt unter der Woche zu entdecken. Schüler können sich dort - bei entsprechender Möblierung - in Freistunden aufhalten, Studenten Pause vom Einkaufsbummel machen und Eltern mit Kleinkindern sich zurückziehen. Natürlich muss man je nach Gegebenheit überlegen, was in welcher Kirche möglich ist. Bunte Feiern und meditative Ruhe werden oft nicht gleichzeitig möglich sein und niemand soll viel Geld in einen kirchlichen "Vergnügungspark" stecken. Aber jede Kirche hat ihre Möglichkeiten. Mancherorts lädt die kühle Kirche bei Sommersonne zum Abkühlen ein, anderswo ist die Akkustik ein Anziehungspunkt für Chöre und Sänger auf der Durchreise. Oder eine Architektur bietet sich für einen Theaterabend oder ein Kirchenkino an, um den Raum bewusst zu bespielen und so auch Kirchenfernen die Angst vor dem fremden Raum zu nehmen und gleichzeitig zum Sonntags-Gottesdienst einzuladen.

Themen wir freies WLAN, zugängliche Akku-Ladestationen, Toiletten und ein Glas Wasser zur Erfrischung ergeben sich dann aus den Ideen. Niemand muss alles machen und sich selber überfordern, aber wer sich für Besucher öffnet wird schnell rausfinden, wie man christliche Nächstenliebe vor Ort individuell umsetzen kann.

Die Frage ist also nicht nur, ob wir bereit sind, unsere Räume zu öffnen, die Frage ist, ob wir als Kirche offen sind. Offen für neue Ideen. Offen für Experimente. Offen für Menschen, die Kirche erleben und erlebbar machen wollen. Dann werden wir "Offene Kirche" mit vielen offenen Kirchen und offenen Herzen.

Kommentare dazu gerne auf Facebook!

Mehr Infos zur Aktion "Offene Kirchen" der EKM

 


Bleiben Sie mit unseren Newslettern auf dem Laufenden.

Hier Abonnieren

Die besten News per E-Mail - 1x pro Monat - Jederzeit kündbar