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30.05.2025
Barmherzigkeit

Manche Dinge gehen unwiederbringlich zu Ende. Dinosaurier und Säbelzahntiger sind längst ausgestorben. Unser Enkel Richard bedauert das sehr. Ich finde es, ehrlich gesagt, nicht schlecht: Mein Weg durch Halle ist dadurch deutlich weniger gefährlich.

Auch manche Wörter gibt es nicht mehr: „Dufte“ und „Knorke“ habe ich noch als Jugendlicher gesagt. Oder die ältere, unverheiratete Lehrerin an unserer Schule mit „Fräulein“ angesprochen. Das ist vorbei und wahrscheinlich ist es ganz gut so.

Ich überlege: Gibt es auch Wörter, die auf keinen Fall verlorengehen sollten, selbst wenn sie etwas altmodisch klingen?

Für mich gehört das Wort „Barmherzigkeit“ dazu. Es ist ein Wort, in dem etwas anklingt, was wir brauchen, über alle Zeiten hinweg: nämlich: Solidarität und Dasein für andere. Und noch mehr. Das Wort „Barmherzigkeit“ macht deutlich: Es geht darum, dass ich mein Herz öffne. Es weite. Den anderen hineinlasse.

Ich fände es schade, wenn so ein Wort verschwindet. Denn es besteht die Gefahr, dass dann auch die Sache verschwindet, für die es steht.

Säbelzahntiger und Dinosaurierknochen schaue ich mir gerne mit Richard im Naturkundemuseum an. Bei der Barmherzigkeit jedoch wünsche ich mir, dass sie lebendig bleibt und Menschen zu einem guten Miteinander motiviert.

Sagt Hans-Jürgen Kant von der Evangelischen Kirche in Halle.


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