17.04.2025
Füße waschen
Gründonnerstag.
Zwei Geschichten aus der Bibel sind mit diesem Tag verbunden.
Die eine: die Geschichte vom letzten Abendmahl.
Jesus feiert ein Fest mit seinen Freunden, obwohl er schon weiß, dass ihm die Verurteilung zum Tode droht. Er gibt seinen Freunden Worte mit, die Christen noch heute erinnern, wenn sie Abendmahl feiern.
In der zweiten Geschichte wird erzählt, wie Jesus seinen Freunden die Füße wäscht. Eigentlich ein No-Go, denn sowas machte der unterste Knecht, niemals der Gastgeber.
Wie wunderbar auch diese zweite Geschichte ist, habe ich als junge Pfarrerin ganz konkret erlebt im Herbst 1987.
Die Friedensbewegung der evangelischen Kirchen und eine kleine Gruppe der FDJ hatten aufgerufen zu einer Demonstration dem Olof Palme Friedensmarsch. Der ging vom ehemaligen KZ Ravensbrück zum KZ Sachsenhausen.
Das war die einzige Demonstration in der DDR, die nicht von oben befohlen und auch nicht verboten war.
Olof Palme, der schwedische Ministerpräsident, 1986 ermordet, hatte sich für einen atomwaffenfreien Korridor links und rechts des Eisernen Vorhangs eingesetzt. Dafür wollten wir demonstrieren.
Wir zogen von Dorf zu Dorf, 200 Friedensbewegte.
Es war heiß.
Die Füße brannten.
In einem Dorf saß eine alte Frau vor ihrem Hoftor und lud uns ein, hineinzukommen.
Sie sagte: „Ich kann nicht mehr mitlaufen, aber euch die Füße waschen, das kann ich.“
Sie hatte Stühle stehen und Schüsseln und wusch uns die brennenden Füße, trocknete sie ab und erfrischt konnten wir weiterziehen.
Wir waren uns einig – so muss das bei der Fußwaschung Jesu für seine Jünger gewesen sein. Mit Mut konnten wir weitergehen für den Frieden.
Solchen Mut wünscht Ihnen
Pfarrerin Renate Höppner