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10.05.2025
Nehmen und Geben

Klaus Kordon ist schon über 80 Jahre alt. Er hat früh seine Mutter verloren, und wuchs in Heimen auf. Er hat in verschiedenen Berufen gearbeitet. Dann holte er sein Abitur nach und studierte Volkswirtschaft. Bei einem Fluchtversuch aus der DDR wurde er geschnappt und kam ins Gefängnis. Fünf Monate Einzelhaft. Er sagt, diese Zeit habe er nur überlebt, weil er sich Geschichten ausdachte. Nachdem er endlich in den Westen ausreisen durfte, begann er Kinderbücher zu schreiben. Und er hat viele Preise gewonnen.

Einmal hat er erzählt, wie er seine Frau kennengelernt hat - damals, als er jung war und kein Geld hatte.  Er wollte zu einer Faschingsparty im Plänterwald in Berlin. Während er durch die Straßen zog, überlegte er, wie er etwas Geld dafür auftreiben könnte. Und plötzlich lag vor seinen Füßen eine Geldbörse. Kein Ausweis, kein Name – aber 100 Mark.

Halleluja! Ein Geschenk des Himmels. Und Klaus konnte zur Party gehen. Dort lernte er eine Frau kennen. Mit ihr ist er nun schon über 60 Jahren verheiratet.

Kurz nachdem beide zusammengekommen waren, verlor nun Klaus sein Portemonnaie. Mit 100 Mark drin! Als ob er damit zurückgezahlt hat, was ihm selbst geschenkt worden war.

Oft heißt es, das Leben sei ein Geben und Nehmen. Wer gibt, kann auch etwas erwarten.

Bei Klaus war es andersrum: Er konnte Nehmen und dann Geben.

Was wird uns nicht alles gegeben? Ohne dass ich dafür etwas geleistet habe.

Von Eltern, von Mitmenschen, von Gott?

Und was geben wir selbst? Einfach so. Ohne etwas zu erwarten.

Peter Herrfurth, Landesjugendpfarrer in Magdeburg


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