Ev. Dorfkirche

Manfred Oberländer
Ev. Dorfkirche

Adressdaten


  • Ortsstraße 7
    07318 Saalfeld/Saale

Daten & Fakten


  • Baujahr: 12. Jhdt.
  • Baustile: Romanik, Barock
  • Besonderheiten: Von der mittelalterlichen Ausstattung ist als besondere Kostbarkeit ein sehr seltenes spätromanisches Kruzifix erhalten geblieben. An einem breiten Balkenkreuz steht der 120 Zentimeter hohe Korpus des gekreuzigten Jesus frontal aufrecht und mit beiden Füßen auf einem als Schädel verstandenem Kopf. Der Gesichtsausdruck unter der Krone – mit halbgeöffneten Augen – übermittelt weniger Leidensschmerz als vielmehr Verklärtheit. Diese Art der Darstellung führt in die Zeit des ausgehenden 12. Jahrhunderts, für die die starre Frontalhaltung des Christus, die Verwendung der Krone und die altertümliche Viernagelung charakteristisch sind.
    Ein weiteres Kleinod stellt die nur 73 Zentimeter hohe, auf einer Bank sitzende Marienfigur aus Holz dar, die sich heute auf einem modernen, eigens für sie angefertigten kleinen Holzschrein befindet. Die betonte altertümliche Strenge in der Darstellung der archaisch lächelnden Maria fast ohne Gefühlsregung, dazu die Wiedergabe ihres bekleideten Kindes sind Merkmale, die die Skulptur als frühgotisch charakterisieren und ihre Entstehung ins 13. Jahrhundert setzen. Die Beziehung zwischen Mutter und Sohn fehlt bei dieser Art der Darstellung, so ergibt sich – ähnlich wie beim Kruzifix – eine respektvolle Distanz zwischen dem Andachtsbild und dem gläubigen Betrachter.

Beschreibung


Die kleine Kirche am Nordhang einer Bachmulde im oberen Teil des Dorfes Aue am Berg – eine der ältesten Ortschaften der Saalfelder Umgebung – stammt wahrscheinlich aus dem 12. Jahrhundert.
Die Gesamtanlage weist romanische Züge auf. Das Bauwerk besteht aus einem rechteckigen, etwa neun Meter langen Kirchenschiff und einem heute auf etwa fünf Meter Länge verkürzten, ursprünglich ebenfalls neuen Meter langen Chorraum. Beides wird im Inneren durch einen runden Triumphbogen mit einfachen Sockeln und Kämpfern getrennt. An der Ostseite erscheinen zwei schmale Rundbogenfenster, darüber eine kleine Dreipassöffnung. An der Außenseite des Chores sind unterhalb der Dachtraufe Reste des alten Dachgesims zu erkennen. Die kleinen romanischen Fenster der Südseite wurden in spätgotischer Zeit erweitert und mit Spitzbogen versehen – wie der rundbogige, südliche Eingang in das Langhaus auch.
Im 17. Jahrhundert wurden die West- und die Nordempore in sparsamen Barockformen eingebaut und das Innere des Kirchenschiffes mit einer Holztonne überwölbt. Die Kanzel in provinziellen Spätrenaissanceformen stammt aus der gleichen Zeit.
Aus der Zeit des späten Mittelalters stammt schließlich ein kleines Altartriptychon mit gemalten Tafelbildern. Die Mitteltafel trägt eine Kreuzigungsszene mit dem Kruzifix und den Begleitfiguren Maria und Johannes, alles vor einem neutralen Hintergrund. Auf der Innenseite des linken Flügels sind Paulus mit dem Schwert und Petrus mit dem Schlüssel wieder-gegeben. Auf dem rechten Flügel sind zwei nicht näher zu bestimmende Bischöfe in ihrem Ornat zu erkennen. Die Außenseiten der beiden Flügel trugen einst die gemalte Szene der Verkündung an Maria, die heute nahezu verlöscht ist. Dieses Triptychon stammt aus der Zeit um 1490 und könnte in einer früheren Saalfelder Altarwerkstatt hergestellt worden sein.
Das Kruzifix und die Marienfigur waren vor der Reformation Ziel von Wallfahrten, die von der Stadt aus veranstaltet wurden. Unter der Beteiligung von Mönchen der beiden Saalfelder Klöster und von Deutschordenspriestern der Johanniskirche zogen jährlich Fronleichnamsprozessionen nach Aue, wie in den Ratsrechnungen zwischen 1491 und 1520 bestätigt wird.
Das zum Kirchenspiel Graba gehörende Auer Kirchlein war in den Jahrhunderten nach der Reformation öfters in einem baulich schlechten Zustand. 1741 erhielt es bei der Renovierung den kleinen barocken Dachreiter. Der mit Schiefer verschlagene Dachreiter der kleinen Kirche ist von allen Ortszugängen deutlich zu sehen. Nachdem sich vor etwa hundert Jahren Risse im Chorbereich zeigten und die unmittelbar an der Böschungskante gelegene Ostwand ins Tal abzurutschen drohte, wurde 1903 der Chor um die Hälfte verkürzt und die Chorwand original wieder aufgebaut. Weitere Sanierungen innerhalb und außerhalb der Kirche fanden 1963 und 1999 statt.

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