St. Martin

Adressdaten


  • Am Teich
    07907 Gräfenwarth

Beschreibung


St. Martin
Mitten im Dorf und doch etwas abseits der stark befahrenen Hauptstraße liegt die kleine Kirche mit ihrem schlanken Dachreiter. Die urtümlich wirkende Westwand lässt vermuten, daß der erste Kirchbau an dieser Stelle im 13. Jahrhundert entstand. Eine Kartusche an der Südwand mit der Jahreszahl 1702 bezeugt eine durchgreifende Erneuerung nach der Zerstörung des Gotteshauses durch einen Brand im Jahre 1684. Es lässt sich nicht mehr sagen, ob das die erste Sanierung nach der Erbauung war. Heute wirkt der Baukörper durch seine Höhe im Verhältnis zur Grundfläche, verbunden mit den spitzbogigen Fenstern gotisch. Allerdings ist der Innenraum mit seinem großen Triumphbogen barock empfunden. Das passt auch zu der erstaunlich vollständig erhaltenen Innenausstattung. 1754 ist die Kirche ausgemalt worden, wobei Englischrot und Ocker auf weißem Grund die lebendige Atmosphäre des Raumes bestimmen. Der Hochaltar hat als Zentralbild das Heilige Abendmahl, zwei darüber angebrachte Brustbilder sind nicht mehr genau zu bestimmen. Die eigentliche Überraschung zeigt sich erst, wenn das Hauptbild abgenommen wird, was zu Weihnachten regelmäßig geschieht. Dann zeigt sich eine lebendige Keramikgruppe, die "Heilige Familie". Ein Pfarrer schenkte das Bild in den dreißiger Jahren. - Die an den Emporen angebrachte Bildausstattung unterliegt einer geschlossenen theologischen Konzeption. Jeweils einem Bild aus dem Alten ist eines aus dem Neuen Testament zugeordnet. Eine Ausnahme bildet die Passionsgeschichte an der oberen (Süd)Empore. Interessant (und das einzige nichtbiblische Bild!) ist die Darstellung eines Pfarrers in weißem Gewand am Beicht- und Pfarrstuhl. An der unteren Empore sind die Bilder in Gruppen eingeteilt. An der Nordseite finden wir: (immer vom Altar her gesehen)
Gott rettet aus Gefahr - Lot flieht aus Sodom/Flucht der Familie nach Ägypten
Gott hört Gebete - Jakobs Traum von der Himmelsleiter/Jesus segnet die Kinder
Gott bewahrt - Auffinden des Kindes Mose im Körbchen/Der sinkende Petrus
An der Südseite:
Gott schenkt Leben - Ein Mann wird lebendig, als er Elisa's Gebeine berührt/Der Auferstandene
Gott sendet - Der Engel des Herrn sendet Elia - Jesus beauftragt Maria Magdalena
Gott gibt Nahrung - Elia wird am Bach Krith von Raben gespeist - Der barmherzige Samariter
An der Orgelempore:
Gottes Wort - Mose am Dornbusch/ Gleichnis vom Sämann
Gottes Lob - König David mit der Harfe/Einzug in Jerusalem
Gottes Sieg über den Tod - Simson besiegt den Löwen/Jesus erscheint den Jüngern
An der oberen Empore im Süden (Die Passion):
Leiden, Sterben und Auferstehen des Herrn - Jesus betet im Garten Gethsemane / Gefangennahme / Pilatus wäscht sich die Hände / Geißelung / Verspottung / Kreuzigung / Pilatus erlaubt das Begräbnis / Joseph von Arimathia begräbt Jesus / die Auferstehung.
An der oberen Empore im Norden:
A) Die Reise Tobits - Tobits Gottvertrauen/Abreise Tobits/ Vertreibung des bösen Geistes,Hochzeit/Heimkehr und Heilung des Vaters B) Der verlorene Sohn/Auszug des Sohnes/"fing an zu darben"/er hütet die Schweine/"sah ihn sein Vater..lief ihm entgegen..küßte ihn"
Im Chorhaus - Nordseite:
Versuchung - Opferung Isaaks/Versuchung Jesu
Verrat - Brüder zeigen dem Vater Josephs blutiges Kleid/der gegeißelte Jesus wird dem Volk gezeigt Die neue Geburt - Dankopfer Noahs nach der Flut/Taufe Jesu im Jordan
Im Chorhaus - Südseite (dem Beichtstuhl):
Amtsverständnis - Kain und Abel/Pharisäer und Zöllner/Mose auf dem Sinai/Evangelischer Pfarrer im weißen Talar mit Gebotstafeln und Kruzifix
Am "Kirchenhimmel", der scheinbar rein decorativ bemalt ist, können wir sieben Engel zählen.
Die erst 2007 gründlich überholte und in den Originalzustand ihrer Erbauungszeit gebrachte Orgel wurde bisher dem Orgelbauer Daniel Friderici aus Gera zugeschrieben. Doch fand sich im Inneren des Instruments ein Zettel mit dem Namen des Orgelbauers Trampeli. Wie das zusammenhängt, lässt sich heute nicht mehr erkennen. Vielleicht musste der eine aus irgendwelchen Gründen seine Arbeit einstellen, und der andere vollendete das Werk? Der Aufbau des Orgelwerks spricht jedoch für die Urheberschaft des Geraer Orgelbauers.
Im Dachreiter hängen drei Bronzeglocken, deren jüngste in den 20er Jahren von einem Gemeindeglied gestiftet wurde.