St. Killian Kirche

Adressdaten


  • Kirchweg 1
    06632 Mücheln (Geiseltal) OT Gröst

Beschreibung


Nach dem Dreißigjährigen Krieg zerfiel die alte Kirche in Gröst. Erst 100 Jahre später konnte an Stelle der alten, vermutlich kleineren Kirche, eine neue große, stattliche Kirche erbaut werden.

1765 wurde die durch den Baumeister Andreas Hieselhahn errichtete Kirche fertig gestellt und geweiht. Das gesamte Gebäude ist in einem Bauabschnitt errichtet und auch in späterer Zeit nie baulich verändert wurden. So zeigt sich noch heute ihr imposantes Kirchenschiff im Original. Für die Dorfgemeinde Gröst stellt die schlichte, schöne und überaus groß gewählte barocke Kirche ein historisch wichtiges Kulturerbe dar.

Eine Sandsteinplastik in etwa 7 m Höhe an der Nordseite des Kirchturmes könnte eine Darstellung des Heiligen Kilian sein. Der Heilige Kilian ist seit alters her der Patron von Würzburg. Der im 7. Jahrhundert aus Irland gekommene Kilian wird auch als Apostel der Franken bezeichnet. Gleichzeitig ist er der Schutzheilige der Maler, Böttcher und Winzer. Er gilt als Helfer bei Augenkrankheiten, Gicht und Rheumatismus. St. Kilian wird oft als Bischof mit Stab und Buch, aber auch mit Palme, Kelch oder Oblatenteller dargestellt.

An der Südseite des Kirchenschiffes erinnert eine Inschrift an die Pest, die im Jahre 1463 in Gröst wütete. Der Stein wurde aus dem Vorgängerbau übernommen und gehört wohl zu den ältesten Teilen des Gebäudes.

Die Übersetzung der Inschrift lautet:
„Im Jahre des Herren 1463 am Tage Johannes des Täufers begann eine Pestepidemie, dauerte bis zum Fest Allheiligen… (180 Menschen starben). Deren Seelen mögen in heiligem Frieden ruhen. Amen“

1990 wurde der damals sehr beschädigte Turm wieder neu eingedeckt. 1992 folgte die Erneuerung des Schiffdaches. Inzwischen sind durch Spenden und sehr viel private Initiativen die Fenster und Türen erneuert wurden.

(Text: Susanne Riemer-Ranscht)

Wenn man sich in der Gröster St. Kilianskirche umsieht, fällt einem sofort der Orgelprospekt auf der ersten Empore ins Auge. Seit dem Sommer 2023 erstrahlt er wieder in seiner alten Schönheit, und die Orgel ist wieder spielbar. Experten aus nah und fern kommen nach Gröst, um sich mit dem Instrument vertraut zu machen.

Etwa 50 Jahre bot sie einen traurigen Anblick. Sie war stark verschmutzt, an einigen Teilen war der Holzwurm aktiv, und es fehlten einige aus Porzellan gearbeitete Registerbezeichnungen. Viele Jahre war Deckenputz hineingefallen, und der Staub lag dick auf allen Teilen. Auch die Blasebälge waren beschädigt, die Windladen undicht. Der Förderverein der Kirche St. Kilian in Gröst e.V. bemühte sich seit 2018 darum, dieses Instrument wieder in Stand zu setzen. Von April 2022 bis August 2023 restaurierte die Orgelbaufirma Wegscheider aus Dresden das Instrument und das RestauratorenEhepaar Malinowski den Prospekt.
Am 3. September wurde die Orgel mit einem festlichen Gottesdienst und einem anschließenden Orgel-Konzert wieder in Gebrauch genommen.

Bekannt war immer, dass die Orgelbaufirma Trampeli aus Adorf/Vogtland diese Orgel gebaut hatte. Nur über das Entstehungsjahr gab es Unsicherheiten. In den Kirchenakten stand, dass die Orgel 1817 eingebaut wurde. Experten vermutenden aber schon immer ein viel früheres Jahr.
Während der Restaurierung fanden sich alte eingeklebte Zettel der Orgelbauer aus dem Jahr 1805/1806, die uns nun das genaue Baujahr erkennen ließen: „Johann Conrad Wiegleb Orgelbauer aus Bayreuth auf diesem Orgelbau von Trampeli aus Adorf übernommen Ano 1805 den 28. Dezember“

Der 2. Zettel klebte am Blasebalg: „Diese Orgel hat geferdiget Johan[n] Conrad Wiegleb Orgelbauer aus Bayreuth den 8 Juny 1806 mit Friedrich Trampl [sic!] und einem Tischler Gesell [Heinrich] Schlembach.

Viele Geldgeber unterstützten das Restaurationsprojekt. Vom Land Sachsen-Anhalt und von der Bundesregierung, vom Landkreis Merseburg, der Stadt Mücheln, von der Katharina und Gerhard Hoffmannstiftung, der Stiftung Denkmalschutz und der Ostdeutschen Sparkassenstiftung, ebenso von Lotto-Toto bekamen wir größere Summen. Natürlich unterstützte uns maßgeblich die Evangelische Kirche. Auch bekamen wir sehr viele private Spenden.

Zusammen mit dem Dom- und Gewandhausorganisten Michael Schönheit planen wir für dieses Jahr mehrere Orgelkonzerte mit wunderbaren Organisten. So erklingt diese Orgel wieder zur Ehre Gottes und zur Freude der Menschen.

(Text Dorothea Rüb, Januar 2024)