St. Anna

Adressdaten


  • Ortsstraße
    07389 Moderwitz

Beschreibung


Auch in Moderwitz ist die Kirche wahrscheinlich sehr alt, jedoch über ihre frühe Geschichte fast nichts bekannt. 1120 wird Modhelwice erwähnt, ob damals aber schon eine Kirche bestand, ist nicht erkennbar. Das romanische Gotteshaus mit Langhaus und verhältnismäßig großer Konche, umgeben von der vollständig erhaltenen Friedhofsmauer, liegt mitten im Dorf. Das alte romanische Ostfenster ist vermauert, aber noch deutlich zu erkennen. Drei Epitaphien für ehemalige Pfarrer der Gemeinde sind außen an der Apsis angebracht. Reste alten Mauerwerks, wie der Pfeiler an der Nordwand und Spuren vom Aufmauern des Mauerwerks lassen etwas von einstigen Umbauten ahnen. Die Ausstattung gibt Zeugnis von lebhafter Bautätigkeit im 18. Jahrhundert. 1859 scheint Datum einer größeren Erneuerung zu sein. Die letzte Renovierung fand nach der Wende von 1989 statt.
Innen wird der Raum von einem Kanzelaltar des frühen 18. Jahrhunderts geprägt. Er ordnet sich in den durch den Triumphbogen vorgegebenen Rahmen ein, die obligatorischen Türen führen in die dahinter liegende Konche. Üppiges, geschnitztes Dekor füllt fast alle freien Flächen. Besonders erregt unsere Aufmerksamkeit der reiche Bildschmuck, im oberen Bereich Gemälde des Barock und in Höhe der Kanzel Schnitzfiguren der Gotik. Die fünf Bilder über der Kanzel zeigen von links die Anbetung der Heiligen Drei Könige, die Auferstehung nach Matthäus, in der Mitte, also hervorgehoben, die Kreuzigung mit Johannes und Maria unter dem Kreuz, den Einzug in Jerusalem sowie die Himmelfahrt. Die Ordnung wird von den Umständen bestimmt und ist deshalb nicht von der zeitlichen Abfolge des Geschehens gegeben. Die Malerei kommt wegen der Höhe des Raumes nur wenig zur Wirkung. Darunter, im Bereich der Kanzel, sehen wir zahlreiche Werke der Spätgotik. In Höhe des Kanzelkorbes befinden sich zwei Altarflügel mit je vier Figuren. Sie zeigen links Margarethe und Petrus (der Schlüssel ging verloren), unter ihnen Barbara und Johannes, rechts Paulus und (möglicherweise) Dorothea, unter ihnen Andreas und Katharina. Neben der Kanzel sind am Kanzelkorb vorn Anna Selbdritt, links eine Christusfigur und rechts eine Pietá angebracht. Die von der Größe her ursprünglich zur Anna Selbdritt gehörenden Figuren des Mittelschreins (wahrscheinlich Stephanus und Laurentius) stehen heute in eigenen Nischen an den Seiten des ganzen Aufbaus. Oberhalb dieses prächtigen Werkes sind links und rechts an der Wand zwei große Bilder von Katharina von Bora und Martin Luther angebracht, als wollte man ausdrücklich darauf hinweisen, dass es eine lutherische Kirche sei, trotz der Figuren aus vorreformatorischer Zeit. Ergänzt wird die Ausstattung von einer prächtigen Taufe, aus Keramik gefertigt und mit floralen Motiven im Jugendstil. Dieser ungewöhnlich reich geformte Taufstein ist in der Zeit des Historismus entstanden, als man meinte, nur alte Muster wiederholen zu dürfen. Demgegenüber fand der Jugendstil zu einer neuen, lebendigen Interpretationsform. Leider gibt es nur wenige Beispiele in unseren Kirchen. Diente der beiseite stehende schlichte Tischständer mit Voluten und gedrehten Teilen einst als Taufe?
Eine sehr einfach gestaltete und weiß bemalte hufeisenförmige Empore umfängt den Raum. Auf ihr befindet sich, mit einem eigenen, heute vermauerten Zugang versehen, eine Gutsherrenloge. In der Türnische hängt heute ein altes Pfarrerbild. Die Empore steht auf Holzständern, an denen dreiarmige, überreich verzierte Leuchter befestigt sind. Nicht vergessen wollen wir zwei große Schrifttafeln mit den Namen der Pfarrer, die in Moderwitz Dienst taten. Im Westen ist an der Empore eine große Gipsbüste Martin Luthers angebracht. Die Orgel trägt ein Schild, das F. W. Dornheim aus Eichfeld bei Rudolstadt nennt. Sie wurde 1867 erbaut.
Im Dachreiter hängen zwei Glocken. Eine Bronzeglocke stammt von 1922, eine Stahlglocke von 1957.