Dorfkirche Jüdewein

Adressdaten


  • Jüdeweiner Straße
    07381 Pößneck OT Jüdewein

Beschreibung


Es ist kaum zu glauben, dass schon 1988 schwere Bauschäden zur baupolizeilichen Sperrung der Kirche führten. Noch nicht einmal zwanzig Jahre waren seit der letzten Erneuerung des Innenraums der Kirche vergangen, als Schäden an Turm und Schiff, der Einsturz von Teilen der Decke und der dadurch verursachte Verlust eines Teils der Einrichtung, wie der Kanzel, das Todesurteil über die Kirche zu sprechen schienen. Die Wende 1989/90 schuf hier wieder Möglichkeiten, die vorher versagt schienen.
Schon beim Betreten der Kirche grüßt uns an Hauptpforte und Seiteneingang die Jahreszahl 1739, das ist der Zeitpunkt der Einweihung eines Neubaus. Der Turm steht über einer gotischen Kapelle mit einem Gewölbe in zwei Jochen. Interessant ist, dass mitten durch eines der Gewölbejoche eine kräftige Mauer aufgeführt wurde, um die Last des Turmes aufzunehmen. So möchte es scheinen, dass dieser später errichtet oder auch nur erhöht wurde. Der Hauptraum, das Kirchenschiff, wirkt heute sehr modern. Im Chorpolygon (das zur Zeit der Gotik passen könnte), steht ein Altar mit einem Stipes aus Stahl, und gedeckt mit einer Glasplatte. (Mit Stipes bezeichnet man den gemauerten, hölzernen oder aus anderem Material gefertigten Unterbau des Altars. Auf ihm liegt die Altarplatte.) Ihm korrespondiert zur Rechten das Lesepult, ebenfalls aus Stahl mit einer aus Glas gefertigten Auflage für das Lektionar. Zur Linken befindet sich ein großer, schlichter Taufstein. Er ist scheinbar etwas eingesunken und niedrig. Den Grund dafür können wir heute nicht mehr erkennen. Den Raum beherrscht ein überlebensgroßer gotischer Kruzifixus, der an der rechten Seite über dem Lesepult angebracht ist. Dazu kommen die Fenster mit biblischer Thematik. Das sind links, über der Eingangstür, eine Kreuzigung, datiert 1929, dann eine Taufe Jesu und schließlich ein Abendmahlsbild, Jesus mit den zwei Jüngern von Emmaus und den Worten „Herr, bleibe bei uns, denn es will Abend werden“. Die beiden letzten sind 1914 datiert, gefertigt sind alle drei Fenster von Franke in Naumburg.
Wenden wir uns nun um, sehen wir das Glanzstück der Kirche, eine völlig neu erbaute Orgel der Orgelbaufirma Rösel und Hercher in Saalfeld. Ihre Errichtung wurde durch eine Spende von Wolf B. Siegel ermöglicht. Er hatte die DDR in den 50ern verlassen und wollte nun, nach der Wende, seiner alten Heimat etwas Besonderes schenken. Für Konzerte ist das einst vorhandene feste Bankgestühl heute durch eine bewegliche Einzelbestuhlung ersetzt, so dass die Blickrichtung nach Bedarf auf den Altarraum oder auf die Orgel ausgerichtet werden kann.
Im Turm hängen drei Glocken. Eine von ihnen ist aus Bronze, gegossen von Robert Mayer in Rudolstadt 1852, die beiden anderen sind aus Stahl und 1955 von Schilling in Apolda gefertigt.