Stadtkirche St. Bartholomäus

Adressdaten


  • Kirchplatz
    07381 Pößneck

Beschreibung


An einem Pfeiler der Nordseite steht (nicht ganz genau zu lesen) 1350, am Chor 1474 oder 84. Doch ist es sicher, dass die erste Kirche oder Kapelle sehr viel früher an dieser Stelle stand. Etwa 1290 wurde der Turm errichtet, um 1400 das Kirchenschiff stark vergrößert,1474 der Chor neu und größer erbaut. Aus dieser Zeit der Spätgotik stammt auch der noch erhaltene Sakramentsschrein. Heute zeigt sich die Kirche innen in einem erfreulich guten Zustand. Allerdings ist der Altarraum stark verändert. Die vormals über dem Altar stehende Orgel ist auf die Empore im Westen gekommen, an ihrer Stelle steht ein großes, spätgotisches Kruzifix. Es stammt aus der ehemaligen Gottesackerkirche und verleiht dem Raum ein unverwechselbares Aussehen. Die Kanzel befindet sich links am Triumphbogen. Sie zeigt in drei ihrer Brüstungsfelder Intarsien, die den Apostel Paulus mit Schwert und Buch, Johannes den Evangelisten sowie in der Mitte Christus darstellen. In der Sakristei begegnet uns der Evangelist noch einmal, offensichtlich von der gleichen Hand gefertigt, an der Holztür eines Wandschranks für die Abendmahlsgeräte. Vervollständigt wird die Ausstattung durch eine hölzerne Taufe in Balusterform aus der gleichen Zeit, Ende des 19. Jahrhunderts. Überdeckt wird das Ganze von einem sparsam bemalten gotischen Netzgewölbe in zwei Jochen, dessen Dienste in Menschenköpfe, einen Hund und Chimären auslaufen. Erhalten sind Reste von Freskomalerei, von denen noch ein Medaillon mit dem Symbol des Löwen erkennbar ist. Drei weitere Medaillons sind nicht mehr zu identifizieren, haben aber sicher die drei anderen Evangelistensymbole gezeigt. Zwei alte Weihekreuze sind noch erhalten. Interessant sind die 1897 gefertigten Glasfenster des Chors von W. Franke in Naumburg. Sie sind 1992 restauriert worden. Von links beginnend zeigen sie die Auferstehung nach Matthäus, darunter einen Engel mit Spruchband "Ich bin die Auferstehung und das Leben". Ihm folgt eine Anbetung der Hirten, darunter die Gesichter von Luther und Melanchthon, zwischen ihnen die Parole „Gottes Wort und Luthers Lehr vergehen nun und nimmermehr“. Im nächsten Fenster wird Jesus als der Kinderheiland dargestellt, darunter Paulus. Ihm folgt die Darstellung einer Krankenheilung, darunter Moses mit den Gesetzestafeln. Im letzten Fenster rechts erscheint in einem Medaillon der Heilige Mauritius, ungewöhnlicherweise weißhäutig und blond.
Wenden wir uns um, sehen wir die zwei Emporen, überdeckt von einer geputzten Flachdecke. Unter
ihr steht der gewaltige Prospekt der Orgel. An der Seite befinden sich noch einige Zeugnisse der Vergangenheit. Eine alte, sorgsam restaurierte gotische Eisentür, hoch über dem heutigen Niveau des Fußbodens gelegen, bezeichnet den Zugang zur Sakristei. Sie verbirgt zwei kleine Fenster, die ebenfalls von W. Franke stammen, eines zeigt den sinkenden Petrus, ein damals außerordentlich beliebtes Thema. Außen umgeben einige alte Bilder die Tür. Von links sind das die drei Frauen am Grabe, das Letzte Abendmahl (von dem 1813 errichteten Altar) und das 1898 von Klara Walther in Pößneck gemalte Altarbild „Jesus in Gethsemane“. Dazu kommt ein sehenswertes Zifferblatt mit dem vollständigen Tierkreis.
Die Orgel wurde 1896 von Kreuzbach errichtet, 1926 von Jehmlich erweitert und pneumatisch umgebaut. 1985–95 hat sie Sperschneider vom Chor an die Westseite versetzt, wobei sie leider erhebliche Einbußen ihrer Spielbarkeit erlitt.
Im Turm hängen drei Glocken. Die älteste ist vorreformatorisch, doch hat man den einst reichen Textschmuck sorgfältig abgeschliffen, so dass sich über ihr Alter nichts sagen lässt. Die ebenfalls reichlich angebrachten Medaillons mit Heiligenbildern und ähnlichem sind dagegen erhalten geblieben. Damit ist sie ein Zeugnis für bilderstürmerische Tendenzen jener Zeit. Die beiden anderen Glocken sind aus Stahl und beide 1956 in Apolda gegossen.
St. Bartholomäus
war einer der zwölf Jünger. Nach reger Missionstätigkeit erlitt er das Martyrium. Weil er nach der Legende oft mit seiner abgezogenen Haut dargestellt wird, galt er u. a. als Patron der Gerber. Sein Tag ist der 24. August.